Wir hatten vor zwei Monaten einen Thread zu Dreamweaver:
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http://www.html.de/html-und-xhtml/35104-adobe-dreamwaver.html
Ich erlaube mir mal, meinen Post daraus in Auszügen herauszugreifen und kommentiert hier einzufügen.
Also, wo ihr schon vom
Programmieren redet:
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NetBeans
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Komodo Edit
Dreamweaver richtet sich nicht in erster Linie an Programmierer. Es ist eher ein Tool für Grafik- beziehungsweise Webdesigner. Mit Dreamweaver kann programmiert werden, aber es ist vom Umfang her ein Texteditor und keine IDE (vergleiche
HTML Editieren). Das ist nicht abwertend gemeint, sondern meines Erachtens eine – vom Hersteller beabsichtigte – Tatsache. „Echte“ Programmierer legen auf andere Features wert als auf die, die Dreamweaver anbietet.
Meine Erfahrungen mit Dreamweaver liegen schon ein paar Jahre zurück (damals hieß es noch Macromedia Dreamweaver), so ganz viel scheint sich aber nicht verändert zu haben (habe mich gerade auf den neuesten Stand gelesen).
Ich habe es damals gerne verwendet, aber irgendwann kam der Punkt, an dem es für mich keinen Sinn mehr ergab. Ich konnte Layouts wesentlich schneller und besser in Codeansicht schreiben, als in WYSIWYG zusammenklicken, und je mehr serverseitiger Code im Projekt enthalten war, desto weniger war der grafische Editor überhaupt nützlich.
Wie gesagt, ich denke gerne an meine Dreamweaver-Zeit zurück. Ich habe es teilweise als Textverarbeitung genutzt, was ich immer als sehr angenehm empfunden habe. Es ist einfacher, im Dreamweaver Überschriften, Absätze und Tabellen zu erstellen, als es mit einem reinen Editor ist.
Andererseits wird der grafische Editor quasi überflüssig, sobald ich beginne, meine Inhalte aus einer Datenbank zu laden und meine Seiten dynamisch zu generieren. Statt HTML verwende ich dann vielleicht eine
Lightweight markup language wie Markdown oder Textile. Meine tabellarischen Daten schreibe ich ebenfalls nicht mehr von Hand, sondern sichere sie in einer Datenbanktabelle.
Hinzu kommt im Webbereich die Tatsache, dass jeder Client ein HTML-Dokument anders rendert. Auch ein WYISWYG-Editor ist letztlich bloß ein Client. Das heißt, es reicht fast sicher nicht aus, ein Ergebnis erzielen zu wollen, dass im Dreamweaver korrekt aussieht.
Wer außerdem schon einmal versucht hat, eine Tabelle in einer Textverarbeitung pixelgenau zu formatieren, weiß, wie undankbar sich Eingabedialoge dabei verhalten können und wie viele Klicks mitunter benötigt werden, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Das ist es, was Textverarbeitungsbenutzer zu LaTeX treibt (na ja, treiben sollte) und das ist es, was Webdesigner veranlasst, den Code von Hand zu schreiben: Es wird keine Geschicklichkeit und kein Mausgefriemel dabei verlangt, „Programmcode“ korrekt einzutippen. Zudem verhalten sich direkte Codeeingaben in der Regel „deterministisch“. Das heißt, wenn ich die Breite einer Tabellenspalte verändere, passen sich nicht die Breiten aller anderen Tabellenspalten „dynamisch“ an diesen neuen Wert an. Ich kann gewissermaßen vorhersagen, was passieren wird.
Ein anderer Vergleich: Es würde vermutlich niemand auf die Idee kommen, einen exakten RGB-Farbwert von Hand durch Mausbewegung einzustellen, wenn es die Möglichkeit gäbe, ihn direkt einzutippen. Ungefähr so geht es geübten HTML/CSS-Autoren mit WYSIWYG-Editoren.
Ich tue mich schwer, eine Zielgruppe für Dreamweaver zu formulieren, weil ich ehrlich keine Ahnung habe, wer die WYSIWYG-Komponente nutzen wollen würde. Ich sehe da höchstens Gelegenheitsautoren und diejenigen Designer, die ein Tool brauchen, das ihre -- nicht abwertend gemeint -- "simple editing needs" erfüllt. Aber, um ehrlich zu sein, wer oft und viel und guten Code schreibt (sei es HTML, JavaScript oder eine serverseitige Sprache), der erreicht meines Erachtens ohne WYSIWYG eine höhere Geschwindigkeit und eine bessere Qualität.
Für Gelegenheitsautoren ist Dreamweaver allerdings finanziell völlig unerschwinglich. Ich weiß nicht, wie es mit anderen Produkten aussieht, aber ich bin mir recht sicher, dass es sich für einen Gelegenheitsautor überhaupt nicht lohnen dürfte, eine WYSIWYG-Software zu erwerben. Diese Zielgruppe wäre mit dem Einsatz eines CMS wahrscheinlich besser beraten, wenngleich auch diese mitunter gewisse HTML-Kenntnisse erfordern. Dafür stellen entsprechende Systeme jedoch diverse Designvorlagen und Themes zur Verfügung, die lediglich in Details angepasst werden müssen.